Baden, Camping, wandern: Urlaub am Waginger See

Kennt ihr das? Ein Teil der Familie will in den Sommerferien in die Berge und der andere Teil lieber ans Wasser? Ein mögliches Reiseziel ist dann der Waginger See in Oberbayern. Dort müsst ihr weder auf das eine noch auf das andere verzichten.

Der Waginger See liegt im letzten südöstlichen Zipfel Deutschlands. Nach Österreich ist es hier nie weit. Die Region ist ursprünglich, bayrisch-bodenständig. Der Massentourismus ist (noch) nicht angekommen. Es gibt keine Villen und Hotelkomplexe am Ufer. Kein Schickimicki. Stattdessen viele Campingplätze mit Badestränden und langen Schilfgürteln. Knapp sieben Kilometer langgestreckt liegen Waginger und Tachinger See, die miteinander verbunden sind, in einer hügeligen Voralpenlandschaft. Auf jedem Hügel ein Dörflein und eine Kirche, ansonsten viele Wiesen und Felder. Am Horizont wachsen die Alpen in den Himmel.

Waging am See – Touristisches Zentrum

Der historsiche Marktplatz in Waging am See.

Waging am See ist mit knapp 7100 Einwohnern der größte Ort an der 29 Kilometer langen Uferlinie. Ein Radweg führt einmal um Waginger und Tachinger See. Aber wir sind im Alpenvorland, es ist schon streckenweise recht hügelig.

Waging ist das touristische Zentrum der Urlaubsregion im sogenannten Rupertiwinkel. Hier gibt es eine gute Eisdiele, mehrere Bäcker und Restaurants, Supermärkte und Einzelhandelsgeschäfte, mehrere Spielplätze, Museen und Minigolfanlagen. Kurzum, alles, was das Selbstversorger-Urlauberherz höher schlagen lasst. Mitten im Ort liegt die Bergader-Käserei, fällt aber nicht weiter auf.

Wer ausgiebig shoppen möchte, der fährt ins gut 30 Kilometer entfernte Salzburg. Mit der Waging Card pendeln Urlauber mehrmals in der Woche sogar kostenlos mit dem Bus in die Mozartstadt. Das Angebot ist beliebt, in den Sommermonaten solltet ihr euch auf entsprechend volle Busse einstellen.

Urlaub macht man hier vor allem in Ferienhäusern und -wohnungen, auf Bauernhöfen und auf dem Campingplatz.

Tipp: Wir haben in dem kleinen Waginger Ortsteil Gaden gewohnt. Gaden ist berühmt für die Wallfahrtskirche Maria Mühlberg. Familie Barmbichler vermietet Ferienwohnungen auf ihrem ausgebauten Bauernhof und seit 2022 auch Ferienwohnungen im neuen Aparthotel. Für Kinder gibt es Spielgeräte auf dem Hof und auf die Urlauber wartet ein eigener Badestrand mit Ruderkahn.

Ein Paradies für Campingfans

Vor der Kulisse der Salzburger, Berchtesgadener und Chiemgauer Alpen liegt Campingfans hier im Rupertiwinkel ein kleines Paradies zu Füßen. Auf insgesamt acht kleineren und größeren Campingplätzen rund um den Waginger See könnt ihr naturnah Urlaub machen. Aber nicht auf allen Plätzen sind Hunde erlaubt.

Der mit Abstand größte Platz ist das 5-Sterne-Strandcamping in Waging am See. Dort findet ihr auch eine Fußballgolf-Anlage (so etwas gibt es wirklich), Tennisplätze, Ferienwohnungen und feste Campingunterkünfte wie Schlaffässer. Beliebt ist der Campingplatz bei Hundebesitzern, weil es hier einen Hundebadestrand gibt.

Im Sommer ist hier am Strandcamping immer etwas los. Abendveranstaltungen, Yoga, Kinderanimation und Wassersportkurse werden angeboten. Stand-up-Paddler stürmen bei gutem Wetter den See.

Das Strandkurhaus mit großer Seeterrasse ist ein beliebtes Restaurant, hatte im vergangenen Sommer während unseres Urlaubs aber aufgrund von Personalmangels nur wenige Tage in der Woche geöffnet.

Und Fußballfans sollten wissen, dass Werner Lorant, der frühere Trainer von 1860 München, auf dem Campingplatz lebt. Und der frühere Fußballnationalspieler Dieter Eckstein trainiert hier im Sommer Fußballkinder.

Auf diesen Campingplätzen könnt ihr Urlaub machen:

  • Strandcamping in Waging
  • Camping Schwanenplatz in Gaden/Waging
  • Campingplatz Tettenhausen
  • Ferienparadies Gut Horn
  • Campingferienpark Hainz am See
  • Campingplatz Stadtler
  • Camping Wagner
  • Ferienparadies Gut Horn

Tipp: Der Campingplatz Schwanenplatz hat nicht nur Stellplätze direkt am Wasser, sondern auch ein fabelhaft gelegenes Restaurant direkt am See.

Ausflugsziele am Waginger See

Salzburg – die Mozartstadt

Wenn ihr in der Region am Waginger See Urlaub macht, dürft ihr es auf keinen Fall verpassen, Salzburg zu besuchen. Wie bereits erwähnt, fahren auch Busse von Waging und den anderen Orten am See nach Salzburg. Fahrtzeit: knapp 45 Minuten.  Viele verbinden Salzburg mit Mozart, den Mozartkugeln und den Salzburger Festspielen. Aber die 152.000 Einwohner große Alpenmetropole hat noch so viel mehr zu bieten und ist wunderbar zu Fuß zu erlaufen.

Stadtprägend ist natürlich die Salzach, die sich wie ein graugrünes Band durch die Stadt windet. Und die Festung Hohensalzburg. Die besterhaltene mittelalterliche Burg Europas müsst ihr unbedingt besuchen. Der Monumentalbau ist ein riesiges Museum. Zu Fuß auf die Burg zu gelangen, ist eine Herausforderung. 20 Minuten geht es steil, also wirklich steil, bergauf. Belohnt werdet ihr mit einem wahnsinnigen Ausblick auf die Stadt und die Berge. Für all die, die es bequemer wollen, gibt es die Festungsbahn.

Begeistert hat mich die Getreidegasse, hier findet ihr in der Nummer 9 das Mozarthaus, aber darüber hinaus gibt es in der Flaniermeile unzählige viele kleine und größere Geschäfte. Die Getreidegasse lockt vor allem mit einem umfangreichen Angebot an internationalen Modeketten, traditionsreichen Geschäften und vielfältiger Gastronomie.  

Die Getreidegasse ist Salzburgs Flaniermeile.

Die sogenannten Durchhäuser, das sind Häuser mit schmalen und langen Durchgängen und Innenhöfen, prägen das Stadtbild. Salzburg hat schon etwas italienisches Flair. Und wenn ihr auf der Suche nach einem schönen Dirndl seid, dann solltet ihr in einem der vielen Trachtengeschäfte fündig werden.  

Tipp: Unbedingt im Stiegl-Biergarten einkehren, der sich etwa auf der Hälfte des Festungsberges befindet. Ein traumhafter Biergarten über den Dächern Salzburgs. Wer mehr als eine Brotzeit essen möchte, sollte im angeschlossenen Restaurant (das auch einen traumhaften Biergarten hat) unbedingt einen Tisch reservieren, weil es auch bei den Einheimischen sehr beliebt ist.

Schönram – Bier vom Waginger See

Mit dem Rad könnt ihr von Waging aus super nach Schönram/Petting radeln. Das Dorf ist unspektakulär, aber die Brauerei Schönram ein Besuchermagnet. Viele Radtouristen kehren hier ein und auch bei Einheimischen sind die Biere und das Restaurant beliebt.

Tipp: Am Wochenende unbedingt einen Tisch reservieren.

Chiemsee – das bayrische Meer

Der Chiemsee mit Alpenpanorama.

In gut 20 Minuten erreicht ihr mit dem Auto den Chiemsee. Das bayrische Meer ist glasklar und eine etwas andere Hausnummer als der Waginger See. Wenn ihr den See mit traumhaftem Alpenpanorama genießen wollt, dann fahrt doch mal nach Chieming. Der Ort im Nordosten des Sees hat eine superlange Seepromenade mit vielen Badebuchten. Baden im Chiemsee ist wegen der vielen Steine nichts für Weicheier. Deshalb machen Badeschuhe für Kinder durchaus Sinn.

Tipp: Kehrt beim „Beim Wegmacher“ ein. Toller Biergarten direkt am Ufer des Chiemsees. Von Chieming aus könnt ihr auch zu den Inseln Herrenchiemsee und Frauenchiemsee mit dem Dampfer starten.

Mit der Bahn auf den Hochfelln

Südlich des Chiemsees wachsen die Chiemgauer Alpen in die Höhe. Bekannte Talorte zum Wandern und Bergsteigen in den Chiemgauer Alpen sind unter anderem Ruhpolding, Schneizlreuth, Waidring und die Gemeinden am Inntal.

Absolut empfehlenswert ist eine Fahrt auf den Hochfelln, der 1.674 Meter hohe Berg thront über dem Luftkurort Bergen. Er verdient berechtigterweise seinen Namen Aussichtsterrasse des Chiemgaus. Von der Spitze habt ihr ein 360 Grad Panorama mit über 200 Gipfeln der Zentralalpen auf der einen Seite, auf der anderen der Chiemsee und das weite Voralpenland. 

Tipp: In den Sommerferien lohnt es sich, früh da zu sein, weil es am Hochfelln voll werden kann.

Laufen – Salzachschleife und viel Verkehr

Die Stiftskirche Mariä Himmelfahrt liegt auf der Halbinsel, um die sich die Salzach windet.

Laufen liegt direkt an der österreichischen Grenze, die hier in der Salzach verläuft. Der Ort ist berühmt für die Salzachschleife und die kleine, bunte Altstadt hat schon fast italienisches Flair. Allerdings erstickt diese kleine Stadt im Verkehr. Autokolonnen quälen sich über die Europabrücke und durch die Innenstadt. Es gibt also beschaulichere Orte.

Wen der Verkehrslärm nicht stört, der kann hier direkt an der Europabrücke in der „Gelateria Rizzardini“ tolles Eis essen. Ruhiger geht am anderen Ende der Halbinsel zu. Über den erst 2007 eröffneten Europasteg kommen Fußgänger und Radfahrer über die Salzach ins österreichische Oberndorf! Oberndorf? Da klingelt es bei einigen. Genau, in Oberndorf wurde 1818 erstmals das Weihnachtslied „Stille Nacht, heilige Nacht“ aufgeführt. Seit 1937 gibt es die Stille-Nacht-Kapelle. Das Stille-Nacht-Museum befindet sich in unmittelbarer Nähe.

Tittmoning – bunte Stadt an der Salzach

Auch Tittmoning liegt direkt an der Salzach. Architektonisch ist Tittmoning vom für die Region charakteristischen Inn-Salzach-Baustil geprägt und wirkt ein bisschen italienisch. Auf dem beeindruckend großen Stadtplatz gibt es verschiedene Brunnen und Skulpturen, die wunderbar sanierten alten Stadttore und die stillen Winkel an der Stadtmauer, die nahezu vollständig erhalten ist, prägen bis heute den mittelalterlichen Charme der Stadt.

Tittmoning ist kein typischer Touristenort. Oberhalb der Stadt liegt die Burg. In den mehr als 25 historischen Räumen sind das Museum Rupertiwinkel sowie das Gerbereimuseum beheimatet. Das Museum hat nur von Mittwoch bis Sonntag an den Nachmittagen geöffnet.  

Tipp: Papst Benedikt XVI hat einige Jahre seiner Kindheit in Tittmoning verbracht. In dem Haus, in dem die Familie gelebt hat, ist heute im Erdgeschoss die Sparkasse untergebracht.

Traunstein – Zentrum im Chiemgau

Wer Bier mag, muss unbedingt in die Kreisstadt Traunstein fahren. In Traunstein gab es bis ins 19. Jahrhundert neun Brauereien, die das „beste Bier“ brauten. Noch heute führen drei Traunsteiner Bierbrauer diese Tradition fort: der Wochinger Bräu, die Brauerei Schnitzlbaumer und das Hofbräuhaus Traunstein. Mein Favorit ist die kleinste Brauerei, der Wochinger.

Ansonsten war Traunstein früher eine wichtige Solestadt und erhielt die Sole über die erste Solepipeline der Welt aus Bad Reichenhall. Diesen Teil der Stadtgeschichte könnt ihr euch im Salinepark anschauen. Ansonsten könnt ihr in Traunstein etwas shoppen gehen.

Der Salinepark in Traunstein.

Tipp: Das leckere Mittagsbuffet im Wochinger ausprobieren. Am besten bei einem Wochinger Export hell und unbedingt draußen im wunderschönen Biergarten mit alten Kastanien. Urig wird’s Sonntag früh ab 10 Uhr. Touristen trifft man hier übrigens eher weniger.   

Die Almbachklamm in Marktschellenberg

Knapp eine Stunde Fahrt sind es vom Waginger See zur Almbachklamm in Marktschellenberg, die in den Berchtesgadener Alpen liegt. Normalerweise stürzt sich der Almbach am Fuße des Untersbergs in die wildromantische Schlucht. Als wir letzten Sommer im August dort waren, war wenig Wasser in der Klamm. Trotzdem lohnt sich der Ausflug dorthin. Allein schon wegen Deutschlands ältester Marmorkugelmühle. Dort werden seit 1683 Brocken aus Untersberger Marmor zu kleineren und größeren Kugeln geschliffen. Die Kugeln könnt ihr vor Ort kaufen.

Tipp: Vor allem in den Sommerferien (und insbesondere wenn die Bayern Ferien haben) ist es wichtig, früh dazu sein, weil es relativ wenige Parkplätze gibt. Für Kleinkinder finde ich die Klamm wegen der schmalen Pfade und steilen Aufstiege nicht geeignet. In der Regel ist die Almbachklamm von Anfang Mai bis Ende Oktober geöffnet.

Mein Fazit

Die Region rund um den Waginger See ist prima für Familien geeignet – gerade für solche, in denen ein Teil der Familienmitglieder im Sommer lieber in die Berge reist und der andere Teil auch gern mal am See die Seele baumeln lässt. Ein Wandertag in den Bergen, beispielsweise in Berchtesgaden, Inzell, Ruhpolding oder Bad Reichenhall? Kein Problem. Ein Badetag am Wasser? Auch kein Problem. Eine Tages-Radtour? Auch das ist möglich. Die Region ist wahnsinnig abwechslungsreich, innerhalb einer halben Stunde erreicht ihr die Berge, Salzburg oder auch den Chiemsee. 14 Tage Urlaub reichen nicht aus, um all die Sehenswürdigkeiten anzusehen, die diese Region zu bieten hat.

Habt ihr schon mal am Waginger See Urlaub gemacht? Dann schreibt mir in den Kommentaren gern eure Tipps.

Dieser Text spiegelt meine persönlichen Erfahrungen und ist nicht im Rahmen einer Pressereise entstanden. Das Teaserfoto stammt von Pixabay.

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