Vom Apfel zum Most: Besuch in der Hofmosterei in Harzungen

Es riecht fruchtig-sauer in der Harzunger Mosterei. Auf einem Förderband liegen unzählige Äpfel. Die Mädchen und Jungen der Petersdorfer Grundschule haben die süßen Früchte an diesem Morgen zum Mosten gebracht. Jetzt stehen die Kinder am Band und sortieren: Die guten Äpfel dürfen bleiben, faule müssen raus. Nach und nach verschwinden die Früchte in der Waschanlage, ehe sie unter ziemlichem Lärm zu groben Mus zermahlen werden.

Seit 2018 betreiben Alexander Ibe und seine Familie die Kleinmosterei auf dem einstigen LPG-Gelände mitten in dem kleinen Südharz-Ort. Früher wurden hier Kühe gehalten, heute erinnert daran nichts mehr. In den mittlerweile gefliesten Räumen wird süßer Saft gepresst. Und das ist in einer Kleinmosterei vor allem eines: sehr viel Handarbeit.

Die beginnt beim Aussortieren der faulen Äpfel. Dann werden diese maschinell gewaschen und gemahlen. Das grobe Mus, die Maische, muss Alexander dann wieder per Hand in spezielle Tücher einschlagen. Paket für Paket. Die werden im Anschluss aufeinander gestapelt und unter die Presse geschoben. Die quetscht aus der Maische mit einer Kraft von knapp 3 Tonnen den süßen Saft, der direkt in einen der beiden 300 Liter großen Tanks läuft und von dort kurze Zeit später zum Pasteurisier.

In dem wird der frischgepresste Saft auf 78,5 Grad erhitzt und dann sofort per Hand abgefüllt. „100 Kilogramm Äpfel sind in etwa einer halben Stunde verarbeitet und abgefüllt“, sagt der 44-Jährige. Er verwertet alles: Die übrigbleibende Masse aus ausgepressten Apfelstücken holen sich die Bauern und Jäger als Tierfutter.  

Lohnmost ist ein Geschäftszweig

Alexander und seine Frau Kathleen haben zwei Geschäftsmodelle: Zum einen mosten sie das eigene Obst von ihren Streuobstwiesen rund um Neustadt im Südharz. Zum anderen bieten sie als Dienstleister die Lohnmosterei an. Das heißt, jeder der möchte, kann sein Obst vorbeibringen und mosten, wobei die Obstbesitzer seit diesem Jahr mit anpacken müssen. „Die Nachfrage ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Allein schaffen wir das nicht. Wir sind nur ein Familienbetrieb. Vormittags bieten wir zusätzlich einige Projekttage für Schulen und Kindergärten an“, sagt Alexander.

In seine Mosterei kommen viele junge Leute, Familien, Studenten. Aus dem Eichsfeld, dem Südharz bis nach Rottleberode und Berga, mitunter auch von weiter her. Aus Weimar beispielsweise, wo der in Harzungen gepresste Saft nun in einem Café ausgeschenkt wird.

Im Jahr 2021 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Apfelsaft in Deutschland bei rund 5,6 Litern. Damit gehört Apfelsaft zu den beliebtesten Fruchtsaftsorten in Deutschland. Insgesamt belief sich der Pro-Kopf-Konsum von Fruchtsaft und -nektar auf etwa 28,5 Liter.

Quelle: Statista

Der Vier-Seiten-Hof, in dem sich die Mosterei befindet, gehört Alexanders Familie. 2017 entschied sich das Paar, Maschinen für eine Mosterei anzuschaffen. Die Anlage haben Alexander und Kathleen dank Fördermittel kaufen können. Doch ums große Geldverdienen ging und geht es beiden nicht. „Es geht vor allem um regionale Wertschöpfung“, sagt Kathleen, die hauptberuflich an der Nordhäuser Fachhochschule arbeitet. Alexander ist Tischler und betreut hauptberuflich eine mobile Werkstatt des Kirchenkreises Südharz. Beide nehmen den Großteil ihres Urlaubs im September und Oktober, in der Mostzeit. Dann helfen alle mit: Eltern, Freunde, die beiden Kinder.

Die Mostereianlage konnte die Familie mit Fördermitteln kaufen.

Um etwas Entlastung zu erfahren, haben Ibes in diesem Jahr erstmals auf reine Online-Terminvergabe gesetzt. Die vielen Anrufe waren neben Familie und Beruf nicht mehr zu händeln, erzählt Kathleen. Die Terminvergabe auf der Internetseite der Mosterei ist einfach. Wer seine Ernte versaften will, der wählt einen Termin, ein Zeitfenster und einen Mengenwert.

In diesem Jahr sind noch eine ganze Reihe Termine frei: „Die Apfelernte war ziemlich schlecht“, erklärt Kathleen. Der Mai war zu kalt und dadurch waren nur wenige Bienen unterwegs. Der Sommer dann wiederum war zu heiß und zu trocken. Und trockene Sommer bedeuten kleinere Früchte.

Nach knapp einer Stunde können die Mädchen und Jungen der Petersdorfer Grundschule ihren ersten selbstgemosteten Saft verkosten, ehe er in große Boxen abgefüllt wird. Und der honigfarbene Saft schmeckt allen, obwohl er komplett ohne zusätzlichen Zucker auskommt.

Der Harzunger Most wird übrigens im Edeka in Ellrich und Nordhausen-Ost, in Munds Mühle in Kleinwechsungen, in der Landschlachterei in Harzungen und der Ziegenalm in Sophienhof verkauft. Die 1-Liter-Flasche kostet  2,40 Euro, die 3-Liter-Box  6 Euro und die 5-Liter-Box 9 Euro.

Der Text enthält unbezahlte Werbung. Alle Fotos sind von mir.

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