Es ist Donnerstag vor Pfingsten: Vor uns liegen sechs Stunden Fahrt (inklusive der Aufenthalte) mit drei Regionalzügen nach Hamburg, zwei Mal werden wir umsteigen. In Northeim und in Hannover.
Am Donnerstagmorgen stehen wir drei also mit zwei Koffern kurz vor dreiviertel neun allein am Bahnsteig in unserem Dorf, als der RB 80 aus Nordhausen in Richtung Göttingen einrollt. Der Zug ist so gut wie leer und bleibt es auch bis Northeim, wo wir das erste Mal nach einer knappen Stunde Fahrt umsteigen werden.
Weil es aber tatsächlich Leute gibt, die selbst jetzt noch schwarzfahren, wenn man den ganzen Monat für gerade einmal 9 Euro Zug fahren kann, haben wir einen ungeplanten längeren Aufenthalt in Wulften. Das Zugpersonal und auch wir warten auf die Polizei, weil der Schwarzfahrer nicht aussteigen will. Als das dann geklärt ist, zuckelt der Zug bis Northeim mit 40 Stundenkilometern durch die schöne Südharzer Landschaft, weil es zusätzlich eine Streckenstörung gibt. Nun wird es doch noch knapp für unseren Anschlusszug in Northeim. Sollte unser Zeitplan schon auf der ersten Etappe scheitern? Nein. Da wir regulär eine knappe halbe Stunde Aufenthalt in Northeim gehabt hätten, schaffen wir den Metronom RE 2 noch rechtzeitig.
Ab Northeim wird es voller
In dem Doppelstockzug sind fast alle Plätze besetzt. Aber auch hier haben wir Glück und bekommen in der oberen Etage noch Sitzplätze. Wir sausen vorbei am berühmten Faguswerk von Gropius in Alfeld, am märchenhaften Schloss Marienburg und den Ausläufern des Weserberglandes. Landschaftlich ist das der schönste Streckenabschnitt.
Nach gut einer Stunde erreichen wir Hannover und auf dem Bahnhof der niedersächsischen Landeshauptstadt lässt sich Donnerstagmittag bereits erahnen, was sich über das lange Pfingstwochenende auf deutschen Bahnhöfen abspielen wird. Menschen über Menschen. Wir haben es eilig. Es bleibt keine Zeit für ein Beweisfoto.
Unser Glück: Der Metronom RE 3 wird ab Hannover erst eingesetzt. Auch hier haben wir wieder Sitzplätze. Aber umso näher wir in den nächsten 130 Minuten Hamburg kommen, umso voller wird es, ab Lüneburg müssen die ersten Fahrgäste stehen.
Moin Hamburg
Nach knapp zweieinhalb Stunden Fahrt erreichen wir kurz nach 14 Uhr die Elbmetropole. Die Bahnsteige sind hier rappelvoll. Auch die Wege dazwischen. Eigentlich ist es überall menschenvoll. Menschen mit Koffern, Familien mit Kinderwagen, Junggesellinnenabschiede mit Bauchläden. Doch die meisten drängen in die Regionalzüge Richtung Küste. Gedränge gibt es auch an den S- und U-Bahn-Haltestellen. In Hamburg ist tatsächlich die Hölle los. Aber uns stört das weniger. Wir sind gut und auch recht entspannt hier angekommen. Übrigens: Der Hauptbahnhof in Hamburg ist auch zu Normalzeiten freitags und feiertags voll!
Pfingstmontag: Bammel vor der Rückfahrt
Etwas Sorge haben wir allerdings vor unserer Rückfahrt am Pfingstmontag. Die Bundespolizei hatte am Wochenende teilweise übervolle Züge geräumt. Das, was sich da abspielte, erinnerte einige eher an Mumbai als an Hamburg. Unser Plan, Pfingstmontag den frühen Zug um 8.46 Uhr in Richtung Heimat zu nehmen, erweist sich als gut. Der Metronom, der zwischen Hamburg und Hannover mehrmals täglich pendelt, wird hier leer eingesetzt. Es ist trotz der frühen Morgenstunde voll auf den Bahnsteigen, aber wir bekommen wieder Sitzplätze und in unserem Wagon gibt es tatsächlich vereinzelt freie Sitze.
Die Reisenden sind wieder bunt gemischt: Alleinreisende, Studierende, einige Familien, Paare. „Die Fahrradmitnahme ist nicht möglich“ leuchtet es an allen Zuganzeigen. Trotzdem kommen in unserem Zug ein paar Radfahrer mit. Der Metronom hat ein riesiges Rad- und Kinderwagenabteil.
Wie schon auf der Hinfahrt ist es auch in Hannover wieder voll auf den Bahnsteigen. Aber alles hält sich noch im Rahmen. Kein Drängen oder Schieben. Der Metronom aus Göttingen rollt ein und leert sich komplett, da für ihn hier Endstation ist. Wir bekommen alle drei einen Sitzplatz. Alles kein Problem. Nur wenige stehen in den Übergängen. Ohne Verspätung kommen wir mittags in Northeim an.
Der RB 81 steht bereits da, als wir einfahren. Wieder bekommen wir einen Sitzplatz, auch wenn der Regionalzug nach Nordhausen voller ist als sonst. Um kurz nach 14 Uhr landen wir in Niedersachswerfen. Entspannt und auch etwas erleichtert, dass wir ohne Probleme an diesem Pfingstmontag aus der Hansestadt wieder im Südharz angekommen sind. Szenen wie in den übervollen Zügen nach Sylt oder Warnemünde haben wir nicht erlebt. Zum Glück.
Unser Fazit
Unsere Fahrt mit dem 9-Euro-Ticket vom Südharz nach Hamburg ist absolut machbar. In 6 Stunden und mit zwei Umstiegen haben wir die Elbmetropole erreicht. Die Rückfahrt war auch problemlos. Kosten für uns drei hin und zurück: 27 Euro. Mit den Regionalzügen waren wir zwar etwa zwei Stunden langsamer als mit den schnellen und teureren Verbindungen. Die Fahrt mit ICE ab Göttingen hätte für zwei Erwachsene aber auch deutlich mehr gekostet: 187 Euro (Flexpreis). Allerdings nur für die Hintour!
Und: In Hamburg kann man dann mit dem 9-Euro-Ticket so viel Bus, S- und U-Bahn fahren wie man möchte. Und selbst die Elbfähren kann man damit nutzen.
Was würden wir anders machen?
Auf jeden Fall nur mit kleinen Koffern reisen, da in den Regionalzügen deutlich weniger Kofferabstellmöglichkeiten vorhanden sind, als im IC oder ICE. Kleinere Rollkoffer oder Rucksäcke sind von Vorteil.
Achtung: Diese Verbindung, die wir gefahren sind, fährt nicht täglich. Laut Bahn fährt die Regionalverbindung mit dem Metronom zwischen Hannover und Hamburg zwischen dem 16. Juni bis 1. Juli dieses Jahres gar nicht wegen Bauarbeiten. In dieser Zeit fahren von Nordhausen mehr Züge über Herzberg, Braunschweig und Uelzen nach Hamburg. Am besten schaut ihr unter www.bahn.de.
Und seid ihr schon mit dem 9-Euro-Ticket gefahren? Wenn ja, wohin? Schreibt mir in den Kommentaren von euren Erfahrungen.
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