Slowflowers aus Kehmstedt: Besuch bei „Ländliche Blumen“

Die Sonne brennt an diesem Vormittag von einem wolkenlosen blauen Himmel. Franziska Pickert beugt sich über ein Margeritenbeet und schneidet in ruhigen Bewegungen weiße Blüten mit schlanken Stielen aus dem dichtgewachsenen Grün. Nach und nach füllt sie den schwarzen Eimer, legt die Margeriten hinein. Die Schnittblumen sind für ihre neuesten Sträuße, die die 34-Jährige in ihrer Blumenwerkstatt in Kehmstedt binden und dann an ihrem Selbstbedienungswagen in Kehmstedt anbieten wird.

„Ländliche Blumen“ hat sie ihr Gewerbe genannt. Und der Name hält, was er verspricht. Von Mai bis Oktober erntet Franziska frische Blumen aus eigenem Anbau, mitten in Kehmstedt im Landkreis Nordhausen. Zu ihr kommt kein Blumengroßhändler. „Alle Schnittblumen, die ich verkaufe, habe ich selbst gezogen und auf meinem Feld angebaut“ sagt die gelernte Industriekauffrau, die mittlerweile zur Blumenflüsterin geworden ist. Sie hat sich durch Gartenbücher geackert, im Internet nach  Anzuchthinweisen, Tipps zur Bodenbearbeitung oder Düngeempfehlungen gegoogelt.

Keine Chemie, keine Plastik, kurze Transportwege

Beim Surfen im Netz ist sie auf die Slowflower-Bewegung gestoßen, der sie sich angeschlossen hat. Das sind gleichgesinnte und gut vernetzte Blumenfarmerinnen und -farmer, die Blumen in ihrem eigenen Tempo und natürlich wachsen lassen. „Ich verwende beispielsweise keine chemischen Dünger“, sagt sie. Auf ihre Beete kommen nur Grünschnittmulch, organische Dünger wie Brennnesseljauche  und die Hinterlassenschaften der beiden Familienpferde.

Slowflower heißt auch, Blumen saisonal zu verkaufen und ihnen die Zeit zum Wachsen lassen, die sie brauchen. Außerdem sind den Slowflower-Anhängern kurze Transportwege wichtig. Franziska kann ihre Blumen beispielsweise in einem fünfminütigen Fußmarsch vom Feld in ihre Blumenwerkstatt transportieren. Außerdem verwendet sie kaum Verpackungsmaterial, kein Plastik.

Trockenblumen gibt es im Winter

Auf rund 500 Quadratmetern baut sie jetzt ihre regionalen und nachhaltigen Blumen an: Die Bartnelken, die Kornblumen, die Kamille und die Pfingstrosen stehen in den Startlöchern. Die Spätsommerblumen wie Astern und Sonnenblumen recken schon ihre ersten Blätter aus der Erde. Außerdem wachsen auf ihrem kleinen Feld Kräuter, die sie auch in die Sträuße bindet, und ein bisschen Gemüse. Aber das kommt natürlich nicht in die Sträuße.

Ein größeres Segment sind Blumen, die sie im Winter als Trockenblumen anbieten wird. Trockenblumen sind ein großer Trend: Aufgrund der großen Nachfrage will sie in diesem Sommer mehr von diesen Blumen anbauen, die sie so für viele Monate konservieren kann.

Ihre Liebe zu Schnittblumen  hat Franziska übrigens anfänglich in ihrem Schrebergarten ausgelebt. Im  vergangenen Frühjahr hat sie dann begonnen, auf dem Acker ihrer Eltern weitere Blumen anzubauen. Durch die Coronapandemie und das damit verbundene Homeoffice war für ihr Hobby plötzlich mehr Zeit und Raum – „Ländliche Blumen“ war geboren: erst im Nebenerwerb, dann hat sie ihren Bürojob gekündigt.

Mittlerweile ist „Ländliche Blumen“ Franziskas Hauptjob. Jetzt im Sommer verbringt sie viel Zeit auf dem Blumenfeld, es ist eine arbeitsintensive Zeit. Unterstützung erhält die Mutter eines 7 Jahre alten Sohnes dabei von ihrem Mann und ihren Eltern.

Blumen per Bestellungen

Ihre Kundinnen und Fans lässt sie auf Instagram am Werden und Wachsen ihrer Blumen teilhaben, nimmt sie mit auf das Feld. Die meisten ihrer Kundinnen erreicht sie im Netz. Ihr Geschäftsmodell der Blumenbestellung wird gut angenommen. Einige Kundinnen kommen aber auch in ihre Blumenwerkstatt nach Kehmstedt, die mittlerweile in einem früheren Stall auf dem Hof ihres Elternhauses entstanden ist, und holen dort ihre Blumenbestellungen ab. Ein Ladengeschäft im ursprünglichen Sinn ist die Blumenwerkstatt aber nicht.  

Franziska bindet Sträuße in unterschiedlichen Größen, sie verkauft einen ganzen Eimer voll Blumen zum Selbstarrangieren, bietet Blumen-Abos und Tisch-Schmuck zu Veranstaltungen.

Den kleinen Selbstbedienungswagen findet ihr übrigens im Sommer in Kehmstedt, an der Ecke Hauptstraße/Friedrichstraße. Ob der Wagen draußen steht, hängt natürlich von der Ernte ab. Er funktioniert mit einer Kasse des Vertrauens.

Habt ihr Franziskas Blumenwagen schon entdeckt? Dann schreibt mir doch gern dazu in den Kommentaren.


Weitere Infos über Franziska

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2 Comments

  1. Gut zu wissen, dass die Blumenwerkstatt nicht als ein Ladengeschäft im ursprünglichen Sinn gilt. Mein Onkel möchte sich eine eigene Blumenwerkstatt wegen seiner Liebe für die Blumen eröffnen. Er hat kein Problem damit, dass die Blumenwerkstatt nicht unter die Kategorie des Ladengeschäfts fällt.

    28. September 2021
    Reply
    • Lieber Herr Karbowski,

      Blumenwerkstatt heißt, dass dort nicht verkauft wird.

      VG Susanne Schedwill

      28. September 2021

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