Co-Working: Gemeinsam arbeiten auf dem Land

Co-Working klingt im ersten Moment nach Großstadt und Hipstern. Dass aber Mann oder Frau selbst bei uns auf dem Land nicht mehr zwingend ins zig Kilometer entfernte Firmenbüro pendeln müssen, um zu arbeiten, hat uns spätestens die Coronapandemie klar gemacht. Das Regionalmanagement Nordthüringen will diese Entwicklung unserer Arbeitswelt jetzt aufgreifen und in diesem Sommer gemeinsam mit der Kieler CoWork-Land-Genossenschaft sogenannte Pop-up-Coworking-Spaces in Nordthüringen einrichten. Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich ein mobiler Bürocontainer, der erst in Bad Tennstedt und dann ab Juli im Landkreis Nordhausen stehen wird, sowie ein festes Großraumbüro in der alten Grundschule in Greußen im Kyffhäuserkreis.

Mit Lisa Schäfer (links) und Dörte Suberg vom Regionalmanagement habe ich zu dem Vorhaben gesprochen.  

Südharz-Blog: Was ist denn ein Pop-Up-Coworking-Space?

Lisa Schäfer: Coworking-Space ist Englisch und bedeutet, dass man einen gemeinsamen Arbeitsraum für Menschen schafft. Jeder arbeitet individuell an seinem Projekt, aber alle teilen sich die Bürostruktur wie beispielsweise die Internetverbindung, den Drucker oder auch die Kaffeemaschine. Im ländlichen Raum ist Coworking  interessant, weil es die Möglichkeit bietet, dass man vor Ort arbeiten kann und eben nicht mehr in das Unternehmen pendeln, oder in Zeiten von Corona vielleicht die heimische Küche in den Arbeitsraum umwandeln muss.

So ähnlich wird der mobile Arbeitscontainer aussehen, der im Sommer erst im Unstrut-Hainich- und dann im Landkreis Nordhausen stehen wird. Dieses Foto zeigt den Coworking-Space in Kiel. Foto: CoWorkland

Südharz-Blog: Wen genau wollt ihr mit dieser Idee des mobilen Gemeinschaftsbüros ansprechen?

Lisa Schäfer: Wir wollen mit unserer Idee letztendlich alle Menschen erreichen. Also jeder, der irgendwie einen Beruf hat oder einer Arbeit nachgeht, die es erlaubt, ein Stück weit mobil zu arbeiten oder entkoppelt von einem festen Arbeitsplatz in einem Unternehmen oder Betrieb. Ganz klassisch sind es die digitalen Nomaden, die Freiberufler. Aber selbst Handwerker können ein Gemeinschaftsbüro nutzen.

Dörte Suberg: In diesem temporären Coworking, so wie wir es jetzt hier einfach modellhaft in der Region planen, sind vorrangig die Leute angesprochen, die ihre Arbeit vom Schreibtisch aus erledigen können. Denn die Container stehen ja erst einmal nur für einen Monat an einem Standort. Das heißt, man kann dort nicht großartige Arbeitsräume mit Werkbänken oder ähnlichem einrichten. Langfristig sind solche Idee aber durchaus denkbar.

Südharz-Blog: Wie werden denn die Pop-up-Büros ausgestattet sein? Wie muss man sich das vorstellen?

Lisa Schäfer: Die Container werden mit dem Lkw geliefert. Die Container stehen etwas erhöht und bieten in ihrem Inneren alles, was man sich wünschen könnte, um dort zu arbeiten. Es gibt Internet, Drucker, Scanner und eine Teeküche. Natürlich sind das Herzstück die Arbeitsplätze mit Schreibtisch und Stuhl. In jedem Container wird es unter den jetzigen Hygienebedingungen und Abstandsregelungen zwei Arbeitsplätze geben.  Außen gibt es eine große Terrasse, auch dort wird man arbeiten können.

Dörte Suberg:  Die Arbeitsplätze sind flexibel und spontan buchbar und können im Rahmen des Projektes kostenlos genutzt werden. Alle drei Standorte sind ein Probelauf. Das langfristige Ziel ist, Leben und Arbeiten auf dem Land mit allen Vorzügen zu ermöglichen.

Südharz-Blog: Wie kann denn unsere Region vom Coworking profitieren?

Dörte Suberg: Coworking-Spaces bieten natürlich auch immer Raum für ein bestimmtes Klientel. Ein Coworking-Space zieht bestimmte Menschen, insbesondere Gründer oder Gründungsinteressierte an, die dort an ihren Ideen arbeiten. Und dadurch ergibt sich einfach eine Gemeinschaft, in der man vielleicht gemeinsam auch Ideen weiterentwickeln kann. Das heißt, Coworking-Spaces bringen auch immer ein gewisses Innovationspotenzial mit in die Region. Und das Zweite ist: Dort, wo ein Coworking-Space ist, gibt es in der Regel auch Tendenzen, dass sich dort andere Einrichtungen ansiedeln. Also ein Ort, der sonst tagsüber vielleicht gar nicht belebt wäre, wird auf einmal völlig neu genutzt. Die Leute pendeln nicht mehr aus, der Ort ist tagsüber wieder belebter. Vielleicht siedelt sich ja sogar ein Dorfladen an oder es werden neue Treffpunkte geschaffen.


person drawing on a sketchbook
Photo by Ivan Samkov on Pexels.com

Und so sieht der Zeitplan aus

  • Ab dem 1. Juni steht der Coworking-Container für vier Wochen auf dem Marktplatz in Bad Tennstedt im Unstrut-Hainich-Kreis.  
  • Im Juli wird der Container dann weiter in den Landkreis Nordhausen transportiert. Noch ist kein genauer Standplatz identifiziert; Gespräche laufen und Verkehrswege werden vermessen.
  • Im Kyffhäuserkreis öffnet ebenfalls am 1. Juni ein temporäres Gemeinschaftsbüro in der alten Grundschule in Greußen. Dort wird das mobile Arbeiten probeweise für acht Wochen möglich sein.

Mehr zum Projekt erfahrt ihr auf der Seite des Regionalmanagement Nordthüringen.

Wo es überall schon Coworking-Spaces in Deutschland gibt, findet ihr auf der Seite von CoWork Land. Dort könnt ihr dann auch Bürozeiten in den hiesigen Coworking-Spaces mieten.


Und ihr so? Wäre Coworking etwas für euch? Als Freiberuflerin arbeite ich ja tatsächlich seit sieben Jahren im Homeoffice und genieße die Ruhe beim Arbeiten. Aber ab und zu könnte ich mir einen Arbeitstag mit anderen Menschen vorstellen. Vielleicht probiere ich im Juli einen Tag im Coworking-Space bei uns im Landkreis aus. Schreibt mir gern Eure Meinung in den Kommentaren…

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