Letzte Aktualisierung am 13. August 2019
Zwei Wochen haben wir in diesem Sommer an der Schlei in Schleswig-Holstein verbracht. Ich mag die Schleiregion unwahrscheinlich gern, die kleinen beschaulichen Orte, die reetgedeckten Häuser und die vielen Stockrosen, die sanft hügelige Landschaft. Man kann auf unzähligen Radwegen die Region erkunden. Und man ist hier immer schnell am Wasser.
Die Schlei ist Deutschlands längster Ostseearm. 42 Kilometer ragt das Meer von der Schleimündung bei Maasholm bis Schleswig ins Land. Beworben wird die Schlei auch als Ostseefjord, hohe Berge wie in Norwegen gibt es hier natürlich nicht, dafür eine sanft hügelige Endmoränenlandschaft, sodass man beim Radfahren schon manches Mal aus der Puste ist.
In diesem Sommer war Arnis für zwei Wochen unser Zuhause.
Es gibt drei wichtige Dinge über Arnis zu sagen: Zum einen ist es die kleinste Stadt Deutschlands, zum anderen ist es in Arnis bis zum Wasser nie weit – Die kleine Stadt liegt auf einer Halbinsel in der Schlei. Und: Wer es ruhig mag, der ist in Arnis genau richtig.
Lediglich an den Wochenenden im Sommer sind etwas mehr Touristen unterwegs, in der Woche ist wirklich sehr ruhig. Gelangweilt haben wir uns trotzdem nicht einen Tag.
Es gibt einige hübsche Ferienhäuser und -wohnungen. Der Ausbau weiterer Ferienunterkünfte soll zum Glück eingedämmt werden, damit sich Einwohner und Urlauber die Waage halten.
Wenn man in Arnis unterwegs ist, könnte man meinen, durch ein kleines dänisches Dorf zu spazieren: Rosen, Stockrosen und Lavendel wachsen vor den meisten Häusern. Viele sind denkmalgeschützt, haben Sprossenfenster und reich verzierte Türen.
Arnis, das sind fünf Straßen, knapp 300 Einwohner und fünf Werften. Seit 1667 ist die einstige Schleiinsel besiedelt, erst 1796 wurde der Damm zwischen Insel Arnis und dem Festland gebaut. Heute liegt an dieser Stelle auch der große Yachthafen.
Tagestouristen parken vor der Stadt auf einem Parkplatz. Von dort ist es nur ein Mini-Fußmarsch in die Lange Straße und man ist „mitten“ in der Stadt. Die Lange Straße quert nämlich einmal Arnis. Will man die Stadt einmal zu Fuß erkunden, braucht man knapp 30 Minuten und knapp 1,5 Kilometer, um alle wichtigen Dinge gesehen zu haben.
Neben einem Bäcker mit Café finden Urlauber in der Stadt mehrere Restaurants, berühmt ist die Schleiperle. Das himmelblaue Ausflugslokal steht auf Stelzen in der Schlei, hat seit vergangenem Jahr neue Besitzer, die das historische Haus mit Augenmaß renoviert haben.
Früher war das Ausflugslokal die Wartehalle für Passagiere der Ausflugsdampfer, die Ende des 19. Jahrhunderts hier erstmals anlegten. Heute kann man hier unter anderem Kaffee, Kuchen und kleinere Speisen essen, über eine Lucke wird sehr leckeres Eis verkauft. Wer schon immer mal Eis der Sorte Schleischlick essen wollte, sollte unbedingt hier vorbeischauen.
Gleich nebenan liegt die Hafenkantine. Hier habe ich übrigens die besten Fischbrötchen gegessen. Der Fisch kommt frisch aus Kappeln.
Nur eine Minuten Fußweg am Schleiufer entlang liegt mit der Strandhalle das nächste kleine Restaurant, eher ein Strandhallchen.
In deren unmittelbarer Nähe liegt wiederum die Schifferkirche auf dem Friedhof des Ortes. Besonderheit sind die vier an der Decke hängenden Votivschiffe, die zum Teil aus dem 18. Jahrhundert stammen. Es sind Geschenke von Schiffern, die aus Seenot gerettet worden sind.
Und Schifferkirche und Strandhalle liegen praktisch in unmittelbarer Nähe zur Arniser Badestelle. Eine Grasliegefläche mit Rutsche und kleinem Spielplatz.
Ehrlicherweise muss ich sagen: Es gibt schönere Badestellen an der Schlei als die in Arnis, beispielsweise Klein Westerland in Brodersby. Aber zum Abkühlen und zum Spielen für die Kinder reicht es.
Wer lieber in der Ostsee badet, der hat es von Arnis auch nicht weit. Man kann beispielsweise mit der Arniser Fähre in wenigen Minuten über die Schlei nach Sundsacker übersetzen (dort kann man übrigens Kanus leihen). In den Sommermonaten fährt die Seilfähre von 8 bis 18 Uhr nach Bedarf.
Mit dem Rad ist man dann in gut 25 Minuten nach Schönhagen geradelt. Ein kleiner, unaufgeregter Badeort an der Ostsee, mit tollem Strand, einem recht großen Spielplatz und einer handvoll Gastronomie.
Naturbelassen und schön ist übringens auch der Strand bei Pommerby an der Geltinger Bucht. Dort kann man dienstags und donnerstags am Nachmittag den kleinen Leuchtturm Falshöft besuchen. Wie es dort so ist, könnt ihr hier lesen.
Generell kann man von Arnis aus sehr viel unternehmen. In Kappeln ist man mit dem Rad in 15 Minuten. Das bietet sich übringens an, weil Parkplätze in der Haupssaison hier echt schwer zu bekommen sind.
Sehenswert ist auch das Fischerdorf Maasholm, etwa 20 Minuten mit dem Auto entfernt. In gut 45 Minuten ist man mit dem Auto auch in der Kreis – und Wikingerstadt Schleswig. Dort sollte man unbedingt das Wikingermuseum Haithabu besuchen. Und in nicht einmal einer Stunde ist man an der Nordsee oder in Dänemark.
Was viele nicht wissen: An der Schlei, genau genommen am Grenzbauwerk Danewerk, beginnt ganz offiziell auch Skandinavien. Etwa 40 Kilometer sind es von hier noch bis zur dänischen Grenze. Und tatsächlich ist es zwischen Schleswig im Süden und Flensburg im Norden schon ziemlich hyggelig, also gemütlich.
In Angeln, wie dieser Landstrich heißt, ist die dänische Vergangenheit der Region noch an vielen Stellen spürbar. Noch bis 1920 gehörte dieser obere Teil Schleswig-Holsteins zu Dänemark. Nach einem Volksentscheid wurde damals der heutige Grenzverlauf zwischen Deutschland und Dänemark bei Flensburg gezogen. Auf beiden Seiten der Grenze leben seither Minderheiten. Viele Menschen sprechen deutsch und dänisch. Etwa 50.000 Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit bekennen sich zur dänischen Minderheit.
In Schleswig und Flensburg gibt es beispielsweise dänische Kindergärten und Schulen, auf einigen Grundstücken wehen dänische Flaggen. Mit der „Flensborger Avis“ gibt es noch immer eine dänische Zeitung, der Südschleswigscher Wählerbund (SSW) sitzt im Kieler Landtag.
Und manch Bäcker verkauft in Angeln dänische Brötchen, wie beispielsweise auch die Schleibäckerei Carstensen in Arnis.
Die zwei Wochen Urlaub waren auf jeden Fall viel zu kurz, um alles in dieser abwechslungsreichen Gegend zu sehen. Ein weiterer Urlaub an der Schlei wird auf folgen.
Wart ihr schon einmal an der Schlei? Und was hat euch dort am besten gefallen?
Ich habe meinen Urlaub in Arnis selbst ausgesucht und selbst bezahlt. Gleichwohl ist dieser Text unbezahlte Werbung für eine tolle Region.
[…] Arnis im Sommer oder wie Susanne aus dem Südharz den Norden sieht. […]
Oh, danke für’s Verlinken und liebe Grüße in den Norden!