Wo Nordhausen ein bisschen Englisch ist: Park Hohenrode

Der Spaziergang erlebte in den vergangenen Pandemie-Monaten eine Renaissance. Jetzt, da der Frühling nicht mehr weit ist, lohnt sich ein kleiner Spazierausflug in den Park Hohenrode in Nordhausen. Gerade im Frühjahr, wenn die ersten zarten Blätter und Blüten an den Bäumen wachsen, überrascht der Villenpark mit einer aus der Zeit gefallenen Schönheit. Wohl auch deshalb ist er ab April einer von 25 Außenstandorten der Bundesgartenschau (Buga), die in Erfurt stattfindet…

Der Villenpark ist in Nordhausen nicht so präsent wie der Stadtpark, der sich im Norden entlang der B4 zieht. Dabei sind die beiden Parks direkte Nachbarn. Doch Hohenrode liegt versteckt an einem Hang, umgeben von hohen Bäumen. Wer in den Park eintaucht, wähnt sich plötzlich nicht mehr in der Stadt, sondern abseits auf dem Land.

10 kurze Fakten zum Villenpark

  • Der Villenpark Hohenrode ist eine historische Parkanlage. Sie wurde 1874 im Auftrag des Tabakfabrikanten Carl Kneiff in Nordhausen angelegt. Bis dahin war die Fläche ein Acker.
  • Der Park liegt an einem Südhang und ist im Stil eines Englischen Landschaftsgartens angelegt worden. Bis heute wurde der Park nahezu nicht verändert. Er ist knapp 10 Hektar groß. Das ist die Größe von knapp 14 Fußballfeldern.
Die Villa war bis in die 1960er Jahre bewohnt, wurde dann bis 1990 als Internat für die Lehrerausbildung genutzt und verfiel dann bis Anfang der 2000er Jahre.
Der Pavillon wurde für Tee- und Musiknachmittage genutzt. In den vergangenen Monaten wurde er saniert.
  • Es gibt drei Gründerzeitbauwerke: die Villa, das Kutscherhaus und den Pavillon.
  • Tabakfabrikant Kneiff beauftragte damals für den Bau der Villa und der beiden anderen Gebäude den Architekten Ludwig Bohnstedt. Er war einer der wegweisenden Architekten Thüringens des 19. Jahrhunderts.
  • Bohnstedt beteiligte sich am ersten Architekturwettbewerb für das Berliner Reichstagsgebäude im Jahr 1872. Sein Entwurf wurde sogar mit dem ersten Preis ausgezeichnet, jedoch nicht umgesetzt, weil er kein Berliner war.
  • Kneiff, und später auch sein Sohn, sammelte seltene Gehölze, die den Park noch heute einzigartig machen. Unter anderem wachsen verschiedene Arten von Eichen, Ahorne, Birken und seltene Kastanien. Die Bäume sind alle beschildert.
  • Die Baumsammlung nahm im Juni 1980 durch eine Windhose  großen Schaden.
  • Den Park gestaltete Heinrich Siesmayer (1817-1900), ein berühmter Gartenkünstler aus Frankfurt am Main. Siesmayer hat unter anderem auch den berühmten Palmengarten in Frankfurt angelegt.
Die Siesmayer-Büste wurde 2019 enthüllt.
  • 1902 erbte Fritz Kneiff, Sohn des Tabakfabrikanten, das Anwesen und ließ den Park erweitern. 1912 wurde die Verlobungsbrücke gebaut, die beide Parkteile verbindet.
  • Heute kümmern sich der Förderverein Park Hohenrode und die Bürgerstiftung Park Hohenrode um den Erhalt des Landschaftsparks und um die Sanierung und den Erhalt der Gebäude.

Wie kommt ihr hin?

Der Park Hohenrode liegt direkt an der B4 im Norden von Nordhausen, am Abzweig Beethovenring. Eine Zugangstreppe befindet sich am Beethovenring/Ecke Wallrothstraße. An der dortigen Straßenbahnwendeschleife ist ein großer kostenfreier Parkplatz.

Weitere Informationen

Ganz viele Informationen zur Geschichte des Parks und zu seinen Förderern gibt es im Netz unter: www.park-hohenrode-nordhausen.de

Die Bundesgartenschau in Erfurt findet vom 23. April bis 10.Oktober statt. Weitere Informationen dazu unter: www. buga21.de

In Hohenrode wird es aufgrund der Coronapandemie nur ein sehr abgespecktes Buga-Programm geben. Veranstaltungen werden kurzfristig mitgeteilt. Ein Spaziergang lohnt sich aber allemal.

Und wart ihr schon mal in Hohenrode? Schreibt mir dazu gern in den Kommentaren!

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9 Comments

  1. Inge Schedwill said:

    Sehr informativ. Habe ich fast alles nicht gewusst. Muss zu meiner Schande gestehen, dass ich, obwohl ich ganz in der Nähe des Parks wohne, mich nur ganz selten dort hin verlaufe. Steht nun aber bei schönstem Wetter auf meiner Agenda.
    Habe sogar das Kind auf der Brücke erkannt.
    Danke für den schönen Beitrag.

    16. März 2021
    Reply
    • Das freut mich, dass ich selbst für Nordhäuser noch ein paar Neuigkeiten aufschreiben konnte.
      Die Fotos im Beitrag sind Anfang April im vergangenen Jahr entstanden…Also warte noch ein bisschen mit dem Ausflug.

      16. März 2021
  2. Biermann, Bärbel said:

    Ein Gang in den Park ist zu jeder Jahreszeit lohnenswert.
    Auf die Zeit der Bundesgartenschau freue ich mich aber besonders.
    Liebe Grüße. BB

    16. März 2021
    Reply
    • Das stimmt, mal sehen, ob aufgrund von Corona überhaupt Veranstaltunen zur Buga stattfinden können.

      16. März 2021
  3. Steffi Wetzel said:

    Sehr schöner Artikel.
    Der Park ist wunderschön und zu jeder Jahreszeit sehenswert.
    An sonnigen Herbsttagen zur Laubfärbung auch einen Sonntagsausflug wert.
    Für alle Fans und der Harzer Wandernadel der Park besitzt auch einen Sonderstempelkasten in der Nähe des Pavillons.

    16. März 2021
    Reply
    • Stimmt, die Stempelstelle habe ich vergessen.

      16. März 2021
  4. Gisela Glier said:

    Wieder ein schöner , informativer Artikel. Erwähnenswert wäre noch das Warttürmchen am oberen Eingang vom Krankenhaus und die Grottenlandschaft, zwischen Warttürmchen und Pavillion, auf der Nordseite. Letztere kann man kaum noch betreten, da sie am Verfallen ist und zuwächst.
    Wir kennen diesen Park noch aus DDR-Zeiten,ab 1968, vollkommen in Ordnung. Ich habe mit meinen Kindergartenkindern öfter eine Wanderung vom Kindergarten „R.-Breitscheid-Str.“ (heute Tierhäuschen) über die Promenade-Gehege, danach Weg links neben dem unteren offiziellen Eingang entlang, immer höher führend am Nordrand (sogenannter Reiterweg) bis zur Grottenlandschaft. Damals konnten die Kinder dort unbeschwert in den Grotten spielen. 1910 war das auch noch mit unseren 4 Enkeljungs möglich.Heute ist fast nichts mehr davon zu erkennen und zum Spielen viel zu gefährlich.
    Das waren schöne Erinnerungen für uns-DANKE
    Ward Ihr schon einmal mit den Rädern auf den „Sattelköpfen“ bei Höningen. Dort gibt es einen kleinen Rundweg mit einer versteckten, neuen Waldschenke!

    2. April 2021
    Reply

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