Kaffeehaus Kolditz: Besuch in einer anderen Zeit

Als die Holzschwingtür hinter mir schließt, stehe ich in einer anderen Welt. Dunkelbraune Stühle, Tische mit Marmorplatten. Die dunkelgrünen Samtsitzecken und kleinen Sofas, in denen man versinkt, wenn man sich hineinsetzt.

Die alte Fernsprecherkabine samt Telefon, der alte, riesige Zeitungsständer, die alte Theke. „Die ganze Einrichtung steht unter Denkmalschutz“, sagt Falk Freygang. Der 47-Jährige führt das Kaffeehaus Kolditz in Sangerhausen mittlerweile in der fünften Generation. Eilig haben es die meisten Besucher hier nicht. Denn im Café Kolditz ticken die Uhren tatsächlich noch anders. Der Familienbetrieb setzt auf eine ruhige Atmosphäre und Genuss und wirbt mit „Wiener Kaffeehauskultur“.

Alles was hier alt aussieht, ist tatsächlich auch alt. Etwa 90 bis 100 Jahre hat das Mobiliar auf dem Buckel. Seit 1888 gibt es das Konditorei-Kaffeehaus Kolditz, gegründet hat es Edmund Kolditz, der Ur-Ur-Großvater von Falk Freygang. „Der Großteil der Einrichtung stammt noch aus den späten 1920er Jahren. Damals war das Haus noch einmal umgestaltet wurden“, sagt Falk Freygang, der stilecht eine dunkelblaue Weste zum weißen Hemd und zur schwarzen Hose trägt.

Erst am Morgen hat der Polsterer eines der alten Sofas geholt. Ob er das gut 90 Jahre alte Stück noch einmal aufpolstern kann? Freygang ist sich nicht sicher. Wie viele Menschen mögen auf diesem Sofa schon gesessen haben?

Nach der Wende sei die Familie eigens in Kaffeehäuser nach Österreich gefahren. „Und dort sah es aus wie bei uns. Warum sollten wir etwas ändern“, erzählt Freygang mit Blick auf das Interieur. Es sollte sich als glückliche Entscheidung herausstellen, nach der Wende eben nicht alles herauszureißen und neu zu machen. Denn damit ist das alte Kaffeehaus heute vermutlich nicht nur im Südharz, sogar in ganz Mitteldeutschland, vielleicht sogar darüber hinaus, einzigartig.

Und so wird der Kaffee noch immer als Tasse oder Kännchen serviert, Sahne und Zucker gibt es im passenden Tafelgeschirr.

Die Gäste, meist Stammgäste, bestellen heute noch wie vor hundert Jahren ihren Kuchen in der benachbarten Konditorei. In die gelangt der Gast über einen kleinen Flur. „Früher saßen die Männer ja noch mit ihren dicken Zigarren hier im Kaffeehaus, es wurde generell viel geraucht. Damit das Gebäck und der Kuchen nicht die ganze Zeit im Qualm standen, war der Verkaufsraum extra“, berichtet Falk Freygang.

Und auch den Kuchen und das Gebäck macht Freygang noch wie seine Urahnen. Früh um drei steht er meist in der Backstube. Der Mohn für den Mohnkuchen wird frisch gemahlen. Berühmt ist das Café für seine Nusstörtchen, Doboschnitten, Stachelbeerbaiserkuchen, Schillerlocken, die Schwarzwälder Kirschtorte, Joghurttörtchen  und im Advent für seine Stollen und Baumkuchen. Auch die werden noch wie vor 100 Jahren gemacht. Und auch die Preise sind noch aus einer anderen Zeit.


Wo ihr das Café findet:

Konditorei – Kaffeehaus Kolditz
Bahnhofstrasse 44
06526 Sangerhausen
Telefon: (03464) 57 23 97
E-Mail: info@kaffee-kolditz.de

Wann das Café geöffnet hat:

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr

Der Text enthält unbeauftrage Werbung. Die Fotos stammen alle von mir.

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3 Comments

  1. Marion Bernstein said:

    Das sieht sehr gemütlich aus. Werden sicher auch einmal vorbei schauen.

    13. März 2020
    Reply
  2. Katrin Eckler said:

    Ich war als kleines Mädchen ganz oft mit meiner Oma dort . Ich finde es toll ,das es das Cafe immer noch ganz genauso gibt,wie damals .

    20. März 2020
    Reply
    • Liebe Katrin,

      schön, dass dir das Café gefällt.

      LG Susanne

      20. März 2020

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