Warum eine Südharzer Pädagogin für die Schreibschrift kämpft

Am Montag geht in Thüringen wieder die Schule los. Für die Erstklässler heißt es dann Lesen, Rechnen und Schreiben zu lernen. Wobei letzteres heute für die Mädchen und Jungen meist heißt, erst einmal Druckbuchstaben mit dem Bleistift aufs Papier zu bringen. Erst später steigen die Kinder auf Füller und Schreibschrift um. Nicht alle Pädagogen sind von dieser Methode überzeugt.

Katrin Eisfeld lehrt in ihrem Therapiezentrum „Zielsicherlernen“ Kindern die Schreibschrift.

Die Niedersachswerfer Pädagogin Katrin Eisfeld kämpft beispielsweise dafür, dass die Erstklässler wieder von Beginn an eine verbundene Schreibschrift lernen.

Sie gilt als Expertin für die Schulausgangsschrift im Landkreis Nordhausen. Sie ist Mitglied einer Arbeitsgruppe, die unter der Leitung von Professor  Wolfgang Steinig von der  Uni Siegen, unlängst eine Petition gestartet hat.

Unter dem Titel „Jedes Kind muss eine verbundene Handschrift lernen!“  fordern sie  die Kultusminister der Länder auf, im 1. Schuljahr  ohne Umwege über das Nachmalen von Druckbuchstaben sofort mit einer verbundenen Schreibschrift, der Schulausgangsschrift, zu  beginnen. Diese Schreibschrift war seit 1968 in allen Schulen der DDR gültig.

Bisher haben 3850 Menschen (Stand 13. August) die Petition unterschrieben, selbst das Nachrichtenmagazin Spiegel hat im Mai über die Initiative der Pädagogen berichtet. Wenn ihr die Petition unterschreiben möchtet, findet ihr diese online unter http://chng.it/d7RqbYZc4v .

Vier Schriften fürs Schreibenlernen

Gegenwärtig sind in den Lehrplänen der einzelnen Bundesländern aber vier verschiedene Schriften für das Schreibenlernen in Gebrauch:  die Lateinische Ausgangsschrift (LA/1953),  die Schulausgangsschrift (SAS/1968), die vereinfachte Ausgangsschrift (VA/1972) und die Grundschrift (2010). Der Lehrplan in Thüringen  stellt es den Lehrern beispielsweise frei, sich für eine der Schriften zu entscheiden.

Wie in mehreren bundesweiten Erhebungen/Umfragen wiederholt festgestellt, bemerkt auch  die Grundschullehrerin seit einigen Jahren, dass Schüler immer schlechter schreiben können. „Auch in Thüringen ist es übliche Praxis, dass  Erstklässler  Druckschrift lernen, und wenn überhaupt Schreibschrift, dann erst ab der zweiten Klasse“, sagt Katrin Eisfeld, die nach mehr als drei Jahrzehnten in der Grundschule und seit fast zwei Jahren als selbstständige Lerntherapeutin arbeitet. „Der Leidensdruck ist hoch. Viele Schüler beklagen nach dem Wechsel auf die Regelschule oder auf das  Gymnasium, dass sie im Unterricht nicht schnell genug mitschreiben können.“

Ihre Schreibschriftkurse in den Ferien sind wohl auch deshalb immer schnell ausgebucht. Sie bekommt mittlerweile selbst Anfragen von älteren Schülern aus der Sekundarstufe.

Vorteile der verbundenen Schulausgangsschrift sind für Katrin klar: Die Kinder können leserlicher und schneller schreiben, auch die Gedanken fließen besser und sie prägen sich die Rechtschreibung besser ein. Es ist erwiesen, dass  Rechtschreibung auch im motorischen Gedächtnis gespeichert wird, also in den Handbewegungen, schreibt man in Schreibschrift.

Legastheniker verwechseln Druckbuchstaben

Möglicherweise lässt sich mit der Einführung der Druckschrift in den Grundschulen auch die Zahl der vielen Legastheniker erklären. Denn die Erfahrung der Pädagogin zeigen, dass insbesondere die Druckbuchstaben b, d und p von Legasthenikern verwechselt werden. In der Schreibschrift sind diese drei Buchstaben sehr deutlich voneinander zu unterscheiden.  Eisfeld: „Lernen Kinder gleich Schreibschrift, besteht die  Verwechslungsgefahr erst gar nicht.“

Ausstellung im September in Nordhausen

Im September  wird es in der Nordhäuser Stadtbibliothek außerdem eine Ausstellung zur Entstehung der Schulausgangsschrift geben. Die Bibliotheksleiterin Hildegard Seidel will mit der Niedersachswerfer Pädagogin die Schau  organisieren, die anlässlich des 50. Jahrestages der Einführung der DDR-Schulausgangsschrift im vergangenen Jahr auch zur Landestagung Deutsch  in Schleswig-Holstein gezeigt wurde. Schleswig- Holstein hat 2018 ebenso wie Bayern 2014 anstelle der Grundschrift diese als Wahlschrift übernommen.   

Wie sind Eure Erfahrungen mit dem Schreibenlernen? Als DDR-Kind habe ich gleich eine verbundene Schreibschrift gelernt. Was meint ihr, braucht es noch eine verbundene Schrift oder reicht Druckschrift?

Der Text enthält unbezahlte Werbung.

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